zum Inhalt springen

Die ruthenische Schriftsprache bei Ivan Uževyč

unter besonderer Berücksichtigung der Lexik seines Gesprächsbuchs Rozmova/Besěda

Mit Wörterverzeichnis und Indizes zu seinem ruthenischen und kirchenslavischen Gesamtwerk. München: Otto Sagner 2006 (Slavistische Beiträge 447). 592 S. ISBN 978-3-87690-932-5. [A] [RG]

  • zugleich Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, betreut von Prof. Dr. Helmut Keipert, eingereicht am 6. Dezember 2005, mündliche Prüfung am 21. April 2006
  • engl. The Ruthenian literary language in Ivan Uževyč’s texts with special regard to the vocabulary of his phrase book Rozmova/Besěda With a dictionary and indexes of his complete Ruthenian and Church Slavonic works
  • russ. Литературная «простая мова» у Ивана Ужевича с особым учетом лексики его разговорника Розмова/Беседа Со словарем и индексами его простомовного и церковнославянского творчества
  • ukr. Літературна «проста мова» в Івана Ужевича з особливим врахуванням лексики його розмовника Розмова/Бесіда Із словником і індексами його простомовних та церковнослов’янських творів
  • wruss. Літаратурная «простая мова» ў Івана Ужэвіча з асаблівым улікам лексыкі яго размоўніка Розмова/Беседа Са слоўнікам і індэксамі яго прастамоўных і царкоўнаславянскіх твораў

Abstract

Vor einem Jahr veröffentlichten Helmut Keipert und Daniel Bunčić die wissenschaftliche Edition des ruthenisch-kirchenslavischen Gesprächsbuchs Rozmova/Besěda nebst der lateinischen Version des Berlaimont, aus der es übersetzt ist, und der parellelen polnischen Übersetzung desselben Textes. Wie Helmut Keipert gezeigt hatte, handelt es sich bei der Handschrift um ein Autograph Ivan Uževyčs, des Autors der ersten ostslavischen Grammatik (1643/45).

Auf dieser Grundlage wird nun die Sprache Uževyčs insgesamt neu betrachtet. Bisherige Versuche der Lokalisierung seines Dialekts in der heutigen Ukraine oder Weißrussland werden kritisch untersucht und verworfen: Nicht nur ist eine so genaue Einordnung unmöglich, sondern ein Vergleich mit Skaryna, Smotryc’kyj und Vyšens’kyj zeigt auch, dass alle ruthenischen Autoren sich an den Normvorstellungen ein und derselben Schriftsprache orientierten.

Das Zentrum der Monographie bildet eine ausführliche Untersuchung des Wortschatzes der Rozmova, eines durch seine Alltagsnähe einmaligen ruthenischen Textes. Durch eine Wort-für-Wort-Analyse eines kurzen Textabschnitts und eine detaillierte Untersuchung mehrerer Wortfelder des Kulturwortschatzes wird das Verhältnis zum Polnischen beschrieben: Zwar ist das Ruthenische grundsätzlich eigenständig, jedoch verfügt es größtenteils über dieselben lexikalischen und pragmatischen Mittel wie das Polnische und benutzt insbesondere die gleichen Wortbildungs- und Entlehnungsmechanismen bei der Übersetzung von Begriffen des westeuropäischen Alltags. Die lexikalische Untersuchung wird durch ein detailliertes Wörterverzeichnis ergänzt, das zu jedem ruthenischen Wort die lateinischen,  polnischen und kirchenslavischen Übersetzungsentsprechungen enthält.

Darüber hinaus wird der Status der kirchenslavischen Spalte des Gesprächsbuchs untersucht und gezeigt, dass Ruthenisch und Kirchenslavisch für Uževyč Varietäten derselben Sprache waren, die sich einerseits durch eine Reihe von 'Demonstrationskirchenslavismen' und andererseits inhaltlich unterschieden, so dass auch die Übersetzung des Gesprächsbuchs nicht äquivalent ist.

Insgesamt zeigt die Monographie, dass die Sprache ruthenischer Autoren nicht im Kontext einer einzigen Nationalphilologie gesehen werden dürfen, sondern aus der breiteren Perspektive einer "Ruthenistik" zu betrachten sind.

Lob

»Ein bestechender und in seiner Simplizität faszinierender Erklärungsansatz.«
Achim Rabus

“Its index verborum alone is a must.”
Cynthia Vakareliyska

Rezensionen

  • Achim Rabus, in: Zeitschrift für Slawistik 52.1 (2007), S. 103-107.
  • Cynthia M. Vakareliyska, in: Canadian Slavonic Papers 49.1-2 (2007), S. 136-137.

Bonus: Wappenzeichnungen in Farbe

Wappen in Uževyčs Grammatik
(Abb. 1, S. 87)
Wappen von Brigalier, Paris
(Abb. 2, S. 88)
Zeichnung aus:
Hramatyka slov"jans'ka I. Uževyča. Hg. IvanKostjantynovyč Bilodid, Jevhen Mychajlovyč Kudryc'kyj. Kyjiv 1970. Bl. 52 ("Aras'kyj rukopys" von 1645).

Zeichnung aus:
Victor Rolland. Armoiries des familles contenues dans l’Armorial général de J. B. Rietstap. Bd. 1. Paris 1903. S. CCCXX.

Koloriert nach der Beschreibung in:
Vatroslav Jagić. "Johannes Uževič, ein Grammatiker des 17. Jh." Archiv für slavische Philologie 29 (1907). S. 155.

Koloriert nach der Beschreibung in:
Johannes Baptist Rietstap. Armorial général: précédé d’un dictionnaire des termes du blason. Bd. 1. Gouda 21884, korrigierter Nachdruck 1934. S. 302.