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Die Kölner Handschrift Abhandlungen zur Askese von Isaak dem Syrer (15. Jh.) ist in diesem Jahr in einer zweibändigen Edition erschienen:

Isaak der Syrer: Abhandlungen zur Askese

Facsimile der slavischen Kölner Handschrift aus dem XV. Jahrhundert mit deutscher Übersetzung

Herausgegeben von Angelina Minčeva und Irmgard Lorenz

Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2015, 2 Bde., zus. 1184 S., 2 farb. Abb., 23 x 15 cm, geb., 170,00 €

(Bausteine zur Slavischen Philologie und Kulturgeschichte. Reihe B: Editionen. Bd. 28)

Die Kölner Handschrift wurde 1988 in einer privaten Bibliothek entdeckt und durch das Slavische Institut mit Hilfe zusätzlich bereitgestellter Mittel der Universität zu Köln erworben. Die Restaurierung der Handschrift erfolgte durch den Fachbereich „Restaurierung und Konservierung von Schriftgut, Grafik, Foto und Buchmalerei“ (Prof. Dr. Robert Fuchs) an der Fachhochschule Köln.

Die Abhandlungen zur Askese (Logoi asketikoi, slova postьničьska) des syrischen Kirchenvaters Isaak (7. Jh.) gehören zu den meistgelesenen hesychastischen Werken des Mittelalters. Die Übersetzung aus dem Griechischen ins Kirchenslavische (Athos 14. Jh.) fand in Russland seit dem 15. Jh. große Verbreitung in der monastischen Erneuerungsbewegung.

Bd. 1 der vorliegenden Edition enthält das Facsimile der vollständigen 91 Reden in gut lesbarer Schrift, Bd. 2 die deutsche Übersetzung mit einer Einleitung zur handschriftlichen Überlieferung der slavischen Version sowie zur Konzeption der deutschen Übersetzung. Die umfangreiche Bibliographie belegt das andauernde Interesse von Theologen, Philologen, Historikern an den Abhandlungen.

Genaueres zum Inhalt der beiden Bände siehe unter

Die erste Rede der Handschrift im Original (Bl. 24r–30v =  S. 45–58 in Band 1)

Die erste Rede der Handschrift in deutscher Übersetzung (Band 2, S. 9–14)

Die Übersetzung der Logoi asketikoi bei den Slaven liegt in zwei Versionen vor: einer vor dem 14. Jh. entstandenen, die seit dem ersten Viertel des 14. Jhs. belegt ist (Version A) und einer jüngeren im 14. Jh. auf dem Athos entstandenen, die seit dem dritten Viertel des 14. Jhs. belegt ist (Version B). Die erste Übersetzung ist kürzer und gibt den Text sinngemäß wieder, die zweite, jüngere Übersetzung ist, der Übersetzungspraxis ihrer Entstehungszeit entsprechend, um eine wörtliche Wiedergabe der griechischen Vorlage bemüht. Die Kölner Handschrift gehört zu den Abschriften der Version B.

Während alle Handschriften aus dem 14. Jh. südslavisch (serbisch und bulgarisch) sind, verlagert sich im 15. Jh. die Handschriftenproduktion nach Russland, das mit der Lösung aus der Tatarenherrschaft und der politischen Neuordnung eine Intensivierung des kulturellen Lebens erfährt. Mit dem asketischen Aufbruch des russischen Mönchtums, der Nahrung durch den byzantinischen Hesychasmus erhält, gewinnen die Abhandlungen Isaaks, auf den sich Nil Sorskij beruft, in Russland an Bedeutung. Die Kölner russisch-slavische Handschrift ist ein Zeugnis dieser frühen Periode der Rezeption Isaaks des Syrers in Russland.

Aus der „Einleitung“ von Angelina Minčeva im 2. Band (S. XIII):

„Die Kölner Handschrift – eine russische Abschrift aus den 40-er Jahren des XV. Jahrhunderts (nach den Wasserzeichen und anderen palaeographi­schen Merkmalen) ‒ gehört zu den besten Beispielen für eine hinsichtlich der konsequent durchgeführten russischen Rechtschreibung korrekte Ab­schrift. Andererseits enthält sie die Reproduktion des Textes eines Apo­gra­phen aus der Anfangsperiode der handschriftlichen Überlieferung der zwei­ten (jüngeren) Übersetzung der Reden (aus dem XIV. Jahrhundert), nämlich der Version B (ausführliche Beschreibung bei Минчева 1993: 232-236). Die Kölner Handschrift (408 Blätter) ist vollständig, enthält genau 91 Reden in der Reihenfolge der Version B. Der Schreiber wirkt sehr erfahren, die graphische Gestaltung ist konsequent, in schönem Poluustav, einfach und schlicht, gemäß den Anforderungen der monastischen Literatur. Die Initiale am Anfang jeder Rede und die Zastavka auf Blatt 24r sind im Balkanischen Stil ausgearbeitet worden (Шульгина 1974: 240-265).“

Durch den Facsdimiledruck wird erstmalig die slavische Übersetzung in gedruckter Form für weitere Forschungsarbeiten zugänglich gemacht. Die Übersetzung ist Hilfe beim Einstieg in die Beschäftigung mit der Handschrift und stellt zudem die erste vollständige deutsche Übersetzung der Abhandlungen zur Askese von Isaak dem Syrer dar.

Angelina Minčeva ist Professorin für Palaeoslavistik an der Universität Sofia, Bulgarien.

Irmgard Lorenz war langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Slavischen Institut der Universität zu Köln.