Der Arbeitskreis Kirchenslavisch existiert an der Universität zu Köln seit 2014 (immer nur im Sommersemester) und dient der historischen Vertiefung bereits erworbener Kenntnisse in einer anderen slavischen Sprache.
Die Benennung „KirchenSlavisch“ wurde 1808 von Jernej Kopitar für die in der Slavia Orthodoxa – sporadisch auch in Kroatien – bis heute verwendeten Liturgiesprache im Gegensatz zu Slavisch im weltlichen und allgemeinen Sinne geprägt. Richtiger wird diese jüngste, auf den liturgischen Gebrauch reduzierte, Phase als Synodalkirchenslavisch bezeichnet.
Ihren Anfang nahm das Kirchenslavische im 9. Jahrhundert, als die Slavenlehrer Konstantinos-Kyrillos und Methodios auf der Grundlage eines bulgarischen Dialekt des Gemeinslavischen eine damals – trotz gewisser archaischer Züge – noch allen Slaven verständliche Schriftsprache schufen. Wegen ihrer Nähe zum nur erschlossenen Gemeinslavischen ist das Altkirchenslavische (Altbulgarische) unverzichtbar für jeden innerslavischen wie indogermanistischen Sprachvergleich.
Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert setzte sich das Kirchenslavische als allgemeine Schriftsprache bei allen orthodoxen Slaven und Rumänen sowie – eingeschränkt durch die Konkurrenz des Lateinischen – auch bei den Kroaten durch. Dabei nahm das Kirchenslavische Züge der lokalen Volkssprachen auf, so dass verschiedene Redaktionen des Mittelkirchenslavischen entstanden. Bis Ende des 16. Jahrhunderts blieb diese Sprachform innerhalb der Slavia Orthodoxa die einzige oder zumindest die wichtigere im schriftlichen Gebrauch. Folglich ist die Beschäftigung mit ihr für das Studium der ost- und südslavischen Sprachen sowie des Rumänischen unabdingbar notwendig, will man nicht auf die Berücksichtigung des Literaturschaffens dieser Völker während eines Großteils ihrer Geschichte verzichten.
Auch das durch Normierungsbemühungen vor allem ukrainischer Gelehrter im 17. Jahrhundert kodifizierte Neukirchenslavische blieb trotz der Einschränkung seiner Verwendung unter Peter dem Großen noch bis Ende des 18. Jahrhunderts eine auch über den kirchlichen Rahmen hinaus verwendete Literatursprache, in der u. a. die Autobiographie des Erneuerers orthodoxer Spiritualität, Paisij Veličkovskij, geschrieben ist.