Kirchenslavisch
Das Kirchenslavische ist die älteste überlieferte slavische Sprache. In sie übersetzten Konstantin-Kyrill und sein Bruder Method ab ca. 862 für die Mission wichtige Texte aus dem Griechischen. Danach wurde die Sprache im heutigen Bulgarien, Nordmakedonien und Serbien verwendet. Die ältesten dieser altkirchenslavischen (= altbulgarischen) Texte, über die wir heute verfügen, stammen vom Ende des 9. Jahrhunderts. Als Gottesdienstsprache in den orthodoxen und griechisch-katholischen Kirchen wird sie bis heute verwendet.
Die Übung »Kirchenslavisch« beginnt anhand des Lehrbuchs Kirchenslavisch in 14 Lektionen von Nicolina Trunte mit modernen kirchenslavischen Texten und arbeitete sich dann über Texte der frühen Neuzeit bis ins Mittelalter und zum Altkirchenslavischen vor.
Zur Geschichte des Kirchenslavischen
Konstantin-Kyrill und Method schufen die kirchenslavische Schriftsprache auf der Grundlage eines bulgarischen Dialekts für die Mission in Moravia, der sie sich von 863 bis zu ihrem Tod 869 bzw. 885 widmeten. Danach wurden ihre Schüler aus dem Land vertrieben und flüchteten nach Süden.
Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert setzte sich das Kirchenslavische dann als allgemeine Schriftsprache bei allen orthodoxen Slaven und Rumänen sowie – eingeschränkt durch die Konkurrenz des Lateinischen – auch bei den Kroaten durch. Dabei nahm das Kirchenslavische Züge der lokalen Volkssprachen auf, so dass verschiedene Redaktionen des Mittelkirchenslavischen entstanden. Bis Ende des 16. Jahrhunderts blieb diese Sprachform innerhalb der Slavia Orthodoxa die einzige oder zumindest die wichtigere im schriftlichen Gebrauch. Folglich ist die Beschäftigung mit ihr für das Studium der ost- und südslavischen Sprachen sowie des Rumänischen unabdingbar notwendig, will man nicht auf die Berücksichtigung des Literaturschaffens dieser Völker während eines Großteils ihrer Geschichte verzichten.
Auch das durch Normierungsbemühungen vor allem ukrainischer Gelehrter im 17. Jahrhundert kodifizierte Neukirchenslavische blieb trotz der Einschränkung seiner Verwendung unter Peter dem Großen noch bis Ende des 18. Jahrhunderts eine auch über den kirchlichen Rahmen hinaus verwendete Literatursprache, in der u. a. die Autobiographie des Erneuerers orthodoxer Spiritualität, Paisij Veličkovskij, geschrieben ist.